Dienstag, 3. April 2012

"Die fremde Frau" von Lesley Turney, Rezension

Ich habe mich unglaublich auf dieses Buch gefreut. Keine Ahnung, was ich unter dem Titel "Die fremde Frau" erwartet habe, aber ganz bestimmt nicht diese Geschichte, die ich dann gelesen habe.
Die Autorin Lesley Turney ist eine Journalistin, die in ihrer Freizeit Romane verfasst, die Ideen dazu fallen ihr auf ihren langen Hundespaziergängen ein.
Zum Inhalt nur so kurz: Eine Frau, die kürzlich ihr neugeborenes Kind verlor, ertappt den Ehemann, den der Leser nie zu Gesicht bekommt, beim Fremdgehen. Kein einmaliger Seitensprung, sondern eine ganz ernsthafte Affaire mit ihrer besten Freundin.
Überstürzt und unüberlegt begleitet sie ihre Schwester auf eine längere Reise. Lernt dort einen allein erziehenden Mann kennen, der dringend ein "Kindermädchen" für seinen kleinen Sohn sucht. Vom ersten Augenblick von diesem Mann fasziniert, dessen Frau offensichtlich die Familie verlassen hat, verliebt sich die Protagonistin und zieht zu diesem -eigentlich völlig unbekannten- Mann.
Kaum im Haus eingezogen, hört sie Stimmen, sieht Erscheinungen und leidet an fürchterlichen Phobien.
Was geschah wirklich mit der verschwundenen Ehefrau? Lebt sie mit einem Mörder unter einem Dach?
Trotz diverser Warnungen der Familie möchte sie nicht nach Hause zurück, sondern flüchtet sich mehr und mehr in eine heftige Depression mit Halluzinationen.
Ein sehr interessantes Thema. Liest sich so als Inhalt auch ganz spannend. Es hapert nur bei der Umsetzung.
Unabhängig davon ist ein ähnliches Thema schon so oft Inhalt eines Mystery-Romans gewesen, dass ich hunderte Seiten das Gefühl hatte, eine Nacherzählung mit leicht anderen Aspekten zu lesen.
Was mich aber ganz besonders entsetzte, das war der fürchterliche sprachliche Stil. Holpernd und polternd werden Sätze aneinandergereiht, die nicht zueinander passen. Es kommt so gar kein Lesefluss auf. Und mit dem Wissen, dass die Autorin durchaus eine entsprechende Ausbildung genoss und täglich mit dem Schreiben ihren Lebensunterhalt verdient, habe ich mich doch entschlossen, statt 3 Sterne nur 2 Sterne zu geben.
Mir hat die gesamte Ausführung nicht gefallen. Es wurde weder Spannung, noch Stimmung noch Grusel transportiert, kein Tempo, keine Raffinesse, das hat mich sehr enttäuscht.
Da hätte ich einfach mehr erwartet: Mehr Tiefe, mehr psychologische Aspekte, mehr Kribbel.
So habe ich mich durch die 480 Seiten gelesen, ständig nachblätternd, wie viele Seiten denn noch gelesen werden müssen, das sollte eigentlich nicht der Sinn der Sache sein.

"Dunkles Blut" von Stuart MacBride, Rezension

Eine Thriller-Reihe aus Schottland, die mir erst mit diesem 6. Band ins Auge fiel.
Neugierig und gespannt aufgrund des Cover-Bildes und der Inhaltsangabe habe ich einen spannenden, raffinierten, tiefsinnigen Thriller erwartet, so eine gesellschaftliche "Abrechnung" und Auseinandersetzung mit sexuell fehlgeleiteten Menschen und deren Versuch, Fuss zu fassen nach der Entlassung, nach dem "Absitzen" der auferlegten Strafe.
Gehofft hatte ich bei solch einem brisanten Thema vielleicht auch auf ein Aufräumen mit Vorurteilen, eine Erklärung für das Verhalten von Serien-Vergewaltigern und einen Ansatz der Lösung für die Betroffenen, sowohl Opfer als Täter.
Zum Klappentext: Angekündigt wird die spannende Geschichte von Albert Knox, Serienvergewaltiger, der nach 6 Jahren Haft in die Gesellschaft entlassen wird. Laut eigener Aussage ist er "geheilt", hat zu Gott gefunden und möchte im Haus seiner Oma ein neues Leben beginnen. Er kommt nach Aberdeen. Und der Alptraum beginnt.
Spannend, nicht?
Umso erstaunter las ich mich in einen Thriller-Plot, der mich mehr verwirrte als zum Lesen anregte: Für mich eine unüberschaubare Anzahl Ermittler, eine völlig überlastete Polizeitruppe, schnodderiger Umgang miteinander, der recht unpassend scheint, Figuren, die mit eigenem Leben völlig überfordert, ein heilloses Chaos!
Dazu kommt noch, dass die Geschichte von Albert Knox völlig untergeht!
Und die Chefin des Protagonisten Logan McRae ist unförmig, ungepflegt, ungebildet, schlüpfrig, nicht wirlich sympathisch, sondern erschreckend und im ersten Moment abstossend.
Die ersten 200 Seiten habe ich Satz für Satz überlegt, ob sich das Weiterlesen überhaupt lohnt.
Dieses sich-gegenseitig-unterhalb-der-Gürtellienie-anpöbeln ist nicht so meine Wellenlänge. Da liebe ich lieber das raffinierte, feinsinnige, intelligente und packende Geschehen.
Auch der Schreibstil mit "heul, rumms, dröhn, schnief, gluck....", fand ich eher unsinnig als besonders.
Mir gefällt es nicht. Mich hat es gestört. Auch diese übertriebenen Figuren, zwar völlig anders als bei Karin Slaughter, aber eben so auffällig, damit werde ich nicht wirklich warm.
Nach 200 Seiten hatte ich mich dann an diesen seltsamen Schreibstil gewöhnt und habe mich die restlichen Seiten nur noch über den Inhalt gewundert: Nicht Sexualtriebtäter stehen im Vordergrund, sondern: Schmuggelware, Plagiatsbetrug, Exhibitionismus auf Friedhof, Raub, Falschgeld, Autodiebstähle, Mord eines V-Mannes, Einbrüche bei Rentnern und etwa noch 30 andere Fälle.
Der Thriller zeichnet sich für mich dadurch aus, dass endlich mal eine "authentische" Situation geschildert wird: Man lässt nicht alles stehen und liegen aufgrund eines Mordes, sondern es liegen auf dem Schreibtisch noch etwa 30 andere Fälle zur gleichen Zeit, und nur weil ein ehemaliger Häftling in die Stadt zieht, warten andere Kriminelle nicht auf den passenden Auftritt.
So kommt es, dass McRae von links und rechts, am Handy, per mail gleichzeitig auf verschiedene Fälle angesprochen wird, so dass der Leser selbst entscheiden muss, welcher Satz und welche Akte gerade zu welchem Fall passt.
Auf deutsch: Wer bei diesem Thriller Entspannung vom stressigen Arbeitsalltag sucht: Fehlanzeige. Man ist beim und durchs Lesen so gestresst, dass man alle Nase lang gerne Urlaub einreichen möchte. Ob letzendlich irgendein Fall aufgelöst wird, ich habe zum Schluss den Überblick verloren.
Mitgenommen habe ich, dass ich mich selten so amüsiert habe. Ob das allerdings in der Absicht des Autors lag, wage ich zu bezweifeln, dazu muss ich doch noch einige andere Thriller derselben Reihe lesen: Übertrieben dargestellte Lesben, die auf Sexentzug sind, ständig schlechtes Wetter mit Frost, so dass die Ermittler entweder mit Steissbruch nach Aussteigen aus den Fahrzeugen oder angeknacksten Knöcheln nach Verfolgungsjagd durchs Buch humpeln. Autos verfehlen auf Glatteis den Abzweig und landen im Graben, das ganze Buch besteht aus einem einzigen Hinfallen, Ausrutschen, Schliddern und Durcheinander, warum allerdings die halbe Mannschaft an Blähungen leidet, das habe ich nicht wirklich nachvollzogen, aber gottlob muss ich es ja nicht riechen.
Der Plot hatte phasenweise wirklich Ähnlichkeiten mit einem Slapstick-Comic und so habe ich den Inhalt im weitern Verlauf aufgefasst und mich amüsiert!

"Mein fast perfektes Leben" von Jonathan Tropper, Rezension

Nein, was für ein unglaubliches Buch!
Doug ist 29 Jahre alt und Witwer. Seit 13 Monaten. Seine 11 Jahre ältere Frau Hailey kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, etwa 2 Jahre nach der Heirat.
Ihr Sohn Russ ist seit dem schrecklichen Unfall gezwungen bei seinem leiblichen Vater zu leben, der nach der Scheidung von Hailey eine neue Familie gegründet hat und Russ eher widerwillig bei sich aufnimmt.
Aber da Doug als Adoptivvater versagt hat, ist dies die einzig denkbare Möglichkeit.
Dougs Zwillingsschwester Claire ist schwanger und beschliesst ihren Ehemann zu verlassen... und schon ist man drin im Buch!
Dougs verzweifelter Versuch in Ruhe zu trauern, sein eigenes verlorenes Leben irgendwie ohne Hailey weiterzuleben ohne Schuldgefühle, aber auch ohne die grosse Liebe aufzugeben, gleichzeitig mit der Trauer des 16 jährigen Russ umgehen zu müssen und den verrückt-spielenden Hormonen seiner durchgeknallten Zwillingsschwester etwas entgegenzuhalten, das ist Inhalt des Buches.
So warmherzig, so gefühlvoll, so mitreissend.
Herr Jürgen von der Lippe meinte, er habe abwechslend geweint und gelacht.
Aber das stimmt so nicht! Man macht es gleichzeitig: Nie habe ich so geweint während eines Lachkrampfes, nie mich so amüsiert während ich weinte.
Dieses Buch krempelt den Leser völlig um.
Und räumt auf mit vielen Vorurteilen: Über Trauer, über das Miteinander in der Familie, um den Neubeginn und über Männer.
Ich wollte kapitelweise kaum glauben, dass dieses Buch aus Männerhand stammt und bin einfach nur dankbar: Es zeigt, wie verletzlich, wie verloren und wie empfindsam wenige Männer sein können, wie schwer ein Neubeginn, wenn man eigentlich dachte, das Richtige gefunden zu haben. Es gibt Einblick in Versagensängste, in Hilflosigkeiten, Hilferufen und in Verdrängungstaktiken, dabei so humorvoll und so schräg, dass man dieses Buch einfach nur lieben muss. Inclusive aller Protagonisten.
Entsetzt habe ich immer wieder bemerkt, wie neidisch ich auf die tote Hailey bin, die so geliebt, so geschätzt und so gebraucht wurde, von allen.
Ein sehr schönes Buch mit wenig ansprechendem Cover.

"Schutzpatron" von Volker Klüpfel, Rezension

Was für ein schreckliches Buch!
Ich bin entsetzt. Was habe ich erwartet? Einen deutschen, sprich bayerischen raffinierten und interessanten, vor allem spannenden Krimi.
Mit einem gut eingearbeitetem Autorenteam und einem altbewährten Ermittler.
Letztendlich geht es um eine "Leichensach", also Mord an einer alten Frau, einer geplanten Ausstellung eines Burgschatzes, der von unermesslichem Wert sein soll, von dem es Hinweise gibt, dass ebendieser eventuell geklaut werden soll.
Also, es tut mir leid, ich hab den ganzen Sinn nicht recht erfasst, die meiste Zeit geht es eigentlich um Kindereien in der Polizeistation. Erwachsene Männer, die nicht aus dem Knick kommen, fallen verbal und ab und zu auch handgreiflich übereinander her, schlimmer als im Kindergarten.
Würde man all die "Kluftinger-Episoden", die nur aus einer menschenunmöglichen Blödheit bestehen, die einfach nicht mehr komisch sind, da oft abgedroschene Situationen widergekäut werden, aus dem Buch streichen, bliebe sicher ein Büchlein von nicht mehr als 200 Seiten übrig.
Beispiele gefällig? Nachsehen eines Schlagwortes bei "Google", Einchecken am Flughafen, Parken eines Autos, Umgang mit einem Handy, Abschlag beim Golf ......
Ich muss ehrlich gestehen, da ich selbst aus dem Süden komme, habe ich bisher die Bayern mit ihrer typischen laaaaangsaaaaaamen Art verteidigt und vehement behauptet, dass diese Leute einfach nicht die Geschwindigkeit erfunden haben, aber nicht im eigentlichen Sinne "verblödet" sind. Nach dem Lesen dieses Buches bin ich aber ernsthaft am Zweifeln!
So bescheuert kann doch wirklich niemand heute mehr sein. Ich würde ja nix sagen, wenn es ein Bayern-Verulkbuch sein sollte, aber ein Krimi?
War da bitte auch nur eine Seite raffiniert oder gar spannend?
Ich bin so unendlich enttäuscht, man kann die typische bayerische Art auch in einem wirklichen Krimi unterbringen. Hier wurden eigentlich nur Dinge ermittelt, die auf Gutglauben beruhten, "Verbrecher" festgenommen, die noch nichts gemacht hatten, gegen die auch nichts vorliegt.
Also, in Berlin würde sich dafür nicht mal ein Polizist aus dem Stuhl erheben. Rechtlich auch nicht korrekt, also der ganze Fall eigentlich kein Kriminalstück, sondern eine Verarschung der Arbeitsweise der bayerischen Polizei.
Umsomehr wundert mich, dass die Autoren sich am Ende bei den Polizeistationen bedanken! Ich hätte mich vielmals entschuldigt!
Oder arbeiten die da wirklich so? Brauchen die wirklich einen halben Tag um eine Besprechung zu machen? Lassen sich von Kindern am Stuhl festketten?
Peinlich und leider nicht ernstzunehmen, schade um die Lesezeit, denn leider auch alles andere als lustig. Und spannend schon gar nicht.
Sorry für die ehrlichen Worte!

"Mitten ins Gesicht" von Kluun, Rezension


 Kluun, Mitten ins Gesicht

Rezension vom 12.03.2012
Meine Bewertung: 5 Sterne von 5 möglichen



" Ich habe mit 3,5 Promille einen Autounfall gebaut, weil ich wie ein Idiot gefahren bin, nachdem meine Frau mich angerufen hat, während ich mit einer Praktikantin und einer Ex - die übrigens auch eine Freundin meiner Frau ist - im Bett war, und das alles nur, weil ich mich früher am Abend gestritten habe mit meiner ausserehelichen Freundin, die ich trotz Versprechen an meine Frau, bis zu ihrem Tod nicht mehr fremdzugehen (sie hat nämlich Krebs und wird in absehbarer Zeit sterben) immer noch vögle."
"Mitten ins Gesicht" vom Autor Raymond van de Klundewrt, kurz Kluun ist ein Bestseller aus den Niederlande.
Raymond, geboren 1964 war mal sehr erfolgreich als Marketingmensch, hatte eine eigene Firma und arbeitete auch für andere

"Schossgebete" von Charlotte Roche, Rezension

"Fische füttern" von Fabio Genovesi, Rezension

"Fahr zur Hölle" von Kathy Reichs, Rezension

So, ich muss ja mal was loswerden: Vor ewigen Jahren hab ich nie Thriller oder Krimis gelesen. Ich habe nicht verstanden, wie normale Menschen freiwillig von inszenierten Morden, Entstellungen, Grausamkeiten lesen können. Hab ich hier in Berlin vor der eigenen Haustür genug, das muss ich mir nicht auch noch lesetechnisch antun.
Vor Jahren fielen mir in der Bibliothek die Bücher von Kathy Reichs auf: Anthropologin, die auch für die Gerichtsmedizin arbeitet, teils in dne USA, teils in Kanada... ich dachte, es wären Tatsachenberichte und habe die ersten 3 Bände ausgeliehen.
Es war Ostern. Ostersamstag begann ich mit dem ersten, stellte erstaunt fest, dass es ein Roman ist und war mit dem 3. Band einen Tag später fertig. Und sass auf Kohlen!
Warum war Ostern plötzlich so ewig lang? Und warum können Bibliotheken nicht Ostermontag geöffnet haben????
Seither habe ich jeden Band verschlungen, manche besser, andere schwächer.
Im Vordergrund eine Protagonistin, der Autorin sehr ähnlich, viel medizinische Infos und interessante Einblicke in Forensik und Anthropologie.
Aber schlechte Autorin. Gewöhnungsbedürftiger Telegramstil, man hat den Eindruck, das Schreiben nervt die Autorin, es geht nicht schnell genug.
Dementsprechend werden Geschichtsabläufe nicht ausgebaut, Figuren nicht gut aufgebaut und auch alles sehr lieblos und kalt geschildert.
Hier nun der 14. Band, ich habe einige Bände ausgesetzt und einige Jahre nicht mehr gelesen, ich hatte heute, nach unzähligen anderen Thrillern von anderen Autoren wirklich Probleme, mit dem Buch warm zu werden.
Vielleicht täusche ich mich, aber für mich war "Fahr zur Hölle" das schwächste und langweiligste Buch bisher, ich wurde so gar nicht vertraut mit der Thematik, die verschiedenen Geschichtsfäden sehr holperig und unpassend zusammengeschustert, bis zum Schluss hatte ich nicht Fuss gefasst.
Der Roman spielt im Milieu der Rennfahrer. Es werden verschiedene Personen vermisst, eine alte Geschichte um ein junges Mädel, die Rennfahrerin werden wollte und mit ihrem Freund verschwand, wieder aufgenommen, mehrere Leute getötet, oder lebend wiedergefunden und alles war nicht wirklich rund und spannend.
Auch Tempe -so zwischen Tür und Angel- schien mir eher eine verbitterte, kalte und unpersönliche Figur, die ,für mich nicht schlüssig, sich überall einmischte.
Schade eigentlich, es wäre durchaus ausbaubar gewesen, was bleibt ist ein seltsames Gefühl: Ich habe ein Buch innerhalb von 2 Tagen gelesen und bisher hat es mich nicht gepackt. Ich werde es wegstellen und relativ schnell vergessen.
Hier nochmals die Reihenfolge:
Tote lügen nicht
Knochenarbeit
Lasst Knochen sprechen
Durch Mark und Bein
Knochenlese
Mit Haut und Haar
Totenmontag
Totgeglaubte leben länger
Hals über Kopf
Knochen zu Asche
Der Tod kommt wie gerufen
Das Grab ist erst der Anfang
Blut vergisst nicht
Fahr zur Hölle

"Skulduggery Pleasant, Der Gentleman mit der Feuerhand" von Derek Landy, Rezension

Band eins der legandären Skulduggery Pleasant Reihe!
Ich habe es als Taschenbuch gelesen. Nicht nur die auffällige Aufmachung des Buches mit grell-orange-farbigem Schnitt, nein, auch der Inhalt ist amüsant und ideenreich!
Stephanie ist 12 Jahre alt, als ihr geliebter, etwas verschrobener Onkel verstirbt. Er hatte als Autor gearbeitet, war Single und --- etwas seltsam.
Zur Testamenteröffnung und Todesfeier kommt ein eigenartiger Mann: Er trägt Handschuhe, Schal, Sonnenbrille und Hut. Vom Gesicht ist nichts zu sehen, keiner kennt ihn, und er zieht auch im Haus den Schal nicht aus!
Aber er scheint Stephanie gut zu kenne, er war offensichtlich ein enger Freund des verstorbenen Onkels.
Ich greife vor: Er ist ein lebendes Skelett. Er arbeitet als Dedektiv und nimmt Stephanie, die derweil von ihrem Spiegelbild vertreten wird, auf seinen Abenteuern mit.
Und ich habe mich bestens amüsiert!
>Er legte die Hand auf die Brust. " Hand aufs Herz. Ich schwöre es bei meinem Leben." "Okay." Er nickte und ging voraus zu seinem Bentley. "Allerdings hast Du kein Herz mehr." "Ich weiß." "Und rein technisch gesehen auch kein Leben." "Auch das weiß ich ." "Dann verstehen wir uns ja."<
Man glaubt nicht, wie amüsant und sarkastisch und surreal solch ein Skelett sein kann!
Wortspielereien in den Gesprächen, eine 12 jährige Schülerin, die sich in die unbekannte Parallelwelt einfügt und lernt, bekannte Spielzüge in einer völlig unbekannten Umsetzung.
Doch, ich war positiv überrascht und freue mich auf die folgenden Bände!

"Im Land des Roten Ahorns!" von Claire Bouvier, Rezension

Tja, da haben wirs doch schon wieder:
Wunderschönes Cover, tolle Farben, spannender Klappentext, über eine Hamburgerin, die 1875 nach Kanada auswandert, nachdem ihr Vater, ein angesehener Kartograph verstorben ist.
So, der Klappentext, hab ich eben gesehen, denn ich lese den Klappentext immer erst nach Beenden des Buches, geht aber noch weiter: Sie will bei dem Freund des Vaters unterkommen, er ist aber auf ihr Erbe aus, will sie zur Heirat zwingen, sie flüchtet.
Moment, es geht noch weiter: Sie kommt bei einem liebenswerten Sägewerkbesitzer unter und der nimmt sie mit auf grosse Flossfahrt.
Noch immer nicht zu Ende: Der Freund des Vaters will sich bei ihr wegen der Flucht rächen und verfolgt sie.
Punkt.
Hier endet der Klappent!
Das ist so ungefähr 2 1/2 Seiten vor Ende des Buches!
Eines sehr flüssig, trivial geschriebenen Buches, welches soooooo langweilig ist, dass selbst der Übersetzter mehrfach einschlief.
Behaupte ich jetzt mal. Wie ist es sonst zu erklären, dass ab und zu die Namen verwechselt werden, und ausgerechnet die Widersacherin der Hamburgerin plötzlich in deren Namen eben über diesselbe rumschreit????
Kein Humor, keine Spannung, keine Atmosphäre, keine Information über das damalige Leben!
Na, da hat sich die Autorin nicht so wirklich bemüht, aber gut, es ist ja bekannt, dass wir in Deutschland eine zunehmend grosse Leserschaft ranzüchten, die beim Lesen bitte nicht das Hirn belasten möchte. Gelesenes soll den Weg bis dorthin gar nicht schaffen.
Gott, was bin ich heute wieder biestig. 2 verlorene Lesetage, aber gut, die Farben des Covers sind wirklich schön!

"Wir zwei allein" Matthias Nawrat, Rezension

"Wir zwei allein" von Matthias Nawrat ist ein sehr schön gestaltetes Hardcover-Büchlein aus dem Hause Nagel & Kimche.
Ich war sehr gespannt über den Inhalt, da der Roman in Freiburg/Breisgau spielt. Meiner Heimat, aus der ich mit 17 Jahren magersüchtig, schwer depressiv und angeschlagen flüchtete.
Und tatsächlich, ich hätte es nicht für möglich gehalten, dieses kleine, niedliche Buch hat mit einem Schlag sämtliche Wut auf die verschrobene Gesellschaft und ihre Trödeligkeit zurückgebracht.
Eine Liebesgeschichte in diese wunderschöne Landschaft zu packen mit den dort lebenden, verstockten, konservativen und extrem introvertierten Leuten, das ist schon ein besonderes Erlebnis per se.
Ich hatte ja ein klein wenig Hoffnung, dass nach den immerhin 30 Jahren, die seit meiner Flucht vergangen sind, sich vielleicht ein bischen was geändert haben könnte, aber Nein, dazu wird es wohl Jahrhunderte dauern.
Menschen, die existieren, die täglich der Arbeit nachgehen, die nur zum eigenen Gartenzaun schauen, dabei ständig von der grossen Welt träumen, aber den Weg nicht von hier nach da schaffen, die auch untereinander kein klares Gespräch zustandebringen, keine Entscheidungen treffen wollen, sondern sich nur alles "passend träumen", die reagieren, aber nicht agieren, die so ohne jegliches Rückgrat alles hinnehmen und nicht fähig sind, aus ihrer Lethargie mal aufzuwachen!
Dabei diverse pschische Krankheitsbilder aufbauen, angefangen von einer manisch-depressiven Erkrankung zu bunt-gemischten schizoiden Ausläufen, gerne nach Jahren betitelt als "Borderline", nichts anderes als komplette Unfähigkeit eine sozial-kompetente
Umgangsform untereinander zu erarbeiten, beispielsweise "wie zeige ich einer Person, dass ich sie liebe".
Ich vermute ja schon lange, dass diese belämmerten Soaps im nachmittäglichen deutschen Fernsehen, nur für die Schwarzwälder erfunden wurden!
Wie räume ich mein Zimmer auf? Wie zahle ich meine Rechnungen? Wie sieht eine Wohnung gewöhnlich von innen aus? Wie rede ich mit Freunden? Was ziehe ich an? Wie läuft eine Kommunikation zwischen verschieden-geschlechtlichen Leuten? Wo gehe ich hin? Was unternehme ich abends?
Seufz.
Gut, ich wurde auch mal von einem Mann in die Sauna eingeladen. er war seit etwa 5 Jahren verliebt, hat sich nicht getraut, mir das zu sagen/zeigen, war mit Mitte 60 noch Jungfrau und kam dann mit dieser Einladung.
Himmel, die Unfähigkeit den Mund zum Sprechen zu nutzen greift um sich!
Jedenfalls freuen sich Berline Psychologen ungemein! Was meinte mal einer, händereibend, zu mir? "Die verkorkstesten Leute kommen aus dem Schwarzwald! Da hat man ordentlich Jahre zu tun!"
Sehr schön!
Au Mann, ich wollte eigentlich eine Rezi schreiben, aber nach dem Lesen bin ich so voller Wut. Wenn die wenigstens endlich aussterben würden "da unten", aber es ziehen ja immer neue Leute zu, die in kürzester Zeit genauso verschroben werden!
So, also das Buch ist eine Vollbremsung im Bücherschrank! Keine grossen Aktionen, zumindest nicht ausserhalb der Gehirnwindungen.
Ein Mann, Studienabbrecher, was sonst wird man in Freibug?, jobbt einen Job als Fahrer von Gemüse. Ehrgeiz, dieses Wort existiert dort nicht, hat er nicht, auch keine Ziele, nur einen Wunsch: Zusammensein mit Theres, einer unsteten Künstlerin, die auch nicht weiss, was sie will und auch unfähig ist, sich mal um pragmatische Dinge zu kümmern. Er hält am Traumbild seiner Theres fest, obwohl dieses Mädel ihm genügend Gelegenheiten gibt, zu erkennen, dass sie ganz bestimmt nicht die passende Partnerin ist.
Das Buch nimmt dramatische Wendungen (im Hirn der Protagonisten), deren Deutungen einen Psychologen höchst erfreuen würden, da bin ich mir sicher.
Nach Lesen des Buches verbleibt eine grosse Ratlosigkeit.
Was soll man den Protagonisten wünschen? Soll man überhaupt etwas wünschen? Oder besser sofort abwenden, das Buch verbrennen, damit die Geisteshaltung nicht entfleuchen und um sich greifen kann?
Meine Güte. Dabei kann der Autor wirklich gut schreiben, die Bilder, die er erzeugt, die trostlose, hilflose Stimmung, dieses Gefühl eingesperrt zu sein zwischen den Bergen, diese düstere Atmosphäre, diese Ausweglosigkeit und Perspektivenlosigkeit, die bringt er ganz fabelhaft rüber, aber man (ich) mag es in der heutigen Zeit nicht lesen.
Kein Hoffnungsfunke, es sei den man verbrennt oder stürzt zu Tode, oh Himmel, ist es nicht endlich an der Zeit, auch im Schwarzwald zu lüften?