Dienstag, 3. April 2012

"Dunkles Blut" von Stuart MacBride, Rezension

Eine Thriller-Reihe aus Schottland, die mir erst mit diesem 6. Band ins Auge fiel.
Neugierig und gespannt aufgrund des Cover-Bildes und der Inhaltsangabe habe ich einen spannenden, raffinierten, tiefsinnigen Thriller erwartet, so eine gesellschaftliche "Abrechnung" und Auseinandersetzung mit sexuell fehlgeleiteten Menschen und deren Versuch, Fuss zu fassen nach der Entlassung, nach dem "Absitzen" der auferlegten Strafe.
Gehofft hatte ich bei solch einem brisanten Thema vielleicht auch auf ein Aufräumen mit Vorurteilen, eine Erklärung für das Verhalten von Serien-Vergewaltigern und einen Ansatz der Lösung für die Betroffenen, sowohl Opfer als Täter.
Zum Klappentext: Angekündigt wird die spannende Geschichte von Albert Knox, Serienvergewaltiger, der nach 6 Jahren Haft in die Gesellschaft entlassen wird. Laut eigener Aussage ist er "geheilt", hat zu Gott gefunden und möchte im Haus seiner Oma ein neues Leben beginnen. Er kommt nach Aberdeen. Und der Alptraum beginnt.
Spannend, nicht?
Umso erstaunter las ich mich in einen Thriller-Plot, der mich mehr verwirrte als zum Lesen anregte: Für mich eine unüberschaubare Anzahl Ermittler, eine völlig überlastete Polizeitruppe, schnodderiger Umgang miteinander, der recht unpassend scheint, Figuren, die mit eigenem Leben völlig überfordert, ein heilloses Chaos!
Dazu kommt noch, dass die Geschichte von Albert Knox völlig untergeht!
Und die Chefin des Protagonisten Logan McRae ist unförmig, ungepflegt, ungebildet, schlüpfrig, nicht wirlich sympathisch, sondern erschreckend und im ersten Moment abstossend.
Die ersten 200 Seiten habe ich Satz für Satz überlegt, ob sich das Weiterlesen überhaupt lohnt.
Dieses sich-gegenseitig-unterhalb-der-Gürtellienie-anpöbeln ist nicht so meine Wellenlänge. Da liebe ich lieber das raffinierte, feinsinnige, intelligente und packende Geschehen.
Auch der Schreibstil mit "heul, rumms, dröhn, schnief, gluck....", fand ich eher unsinnig als besonders.
Mir gefällt es nicht. Mich hat es gestört. Auch diese übertriebenen Figuren, zwar völlig anders als bei Karin Slaughter, aber eben so auffällig, damit werde ich nicht wirklich warm.
Nach 200 Seiten hatte ich mich dann an diesen seltsamen Schreibstil gewöhnt und habe mich die restlichen Seiten nur noch über den Inhalt gewundert: Nicht Sexualtriebtäter stehen im Vordergrund, sondern: Schmuggelware, Plagiatsbetrug, Exhibitionismus auf Friedhof, Raub, Falschgeld, Autodiebstähle, Mord eines V-Mannes, Einbrüche bei Rentnern und etwa noch 30 andere Fälle.
Der Thriller zeichnet sich für mich dadurch aus, dass endlich mal eine "authentische" Situation geschildert wird: Man lässt nicht alles stehen und liegen aufgrund eines Mordes, sondern es liegen auf dem Schreibtisch noch etwa 30 andere Fälle zur gleichen Zeit, und nur weil ein ehemaliger Häftling in die Stadt zieht, warten andere Kriminelle nicht auf den passenden Auftritt.
So kommt es, dass McRae von links und rechts, am Handy, per mail gleichzeitig auf verschiedene Fälle angesprochen wird, so dass der Leser selbst entscheiden muss, welcher Satz und welche Akte gerade zu welchem Fall passt.
Auf deutsch: Wer bei diesem Thriller Entspannung vom stressigen Arbeitsalltag sucht: Fehlanzeige. Man ist beim und durchs Lesen so gestresst, dass man alle Nase lang gerne Urlaub einreichen möchte. Ob letzendlich irgendein Fall aufgelöst wird, ich habe zum Schluss den Überblick verloren.
Mitgenommen habe ich, dass ich mich selten so amüsiert habe. Ob das allerdings in der Absicht des Autors lag, wage ich zu bezweifeln, dazu muss ich doch noch einige andere Thriller derselben Reihe lesen: Übertrieben dargestellte Lesben, die auf Sexentzug sind, ständig schlechtes Wetter mit Frost, so dass die Ermittler entweder mit Steissbruch nach Aussteigen aus den Fahrzeugen oder angeknacksten Knöcheln nach Verfolgungsjagd durchs Buch humpeln. Autos verfehlen auf Glatteis den Abzweig und landen im Graben, das ganze Buch besteht aus einem einzigen Hinfallen, Ausrutschen, Schliddern und Durcheinander, warum allerdings die halbe Mannschaft an Blähungen leidet, das habe ich nicht wirklich nachvollzogen, aber gottlob muss ich es ja nicht riechen.
Der Plot hatte phasenweise wirklich Ähnlichkeiten mit einem Slapstick-Comic und so habe ich den Inhalt im weitern Verlauf aufgefasst und mich amüsiert!

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