Freitag, 7. März 2014






Karen Kingsbury: Öffne Dein Herz für ein Wunder

Meine Beurteilung: 1 Stern von 5 möglichen
Rezension vom 26.10.2013


Ich liebe Bücher über Wunder! Besonders, wenn es Schilderungen wahrer Vorkommnisse sind! Ich habe auch schon einige Bücher aus dieser Richtung gelesen und immer uneingeschränkt gestaunt! Und wie entsetzt bin ich, ein Buch wie dieses hier besprochene zu lesen! "Öffne Dein Herz für ein Wunder", ich weiß gar nicht, wie und wo ich anfangen soll!
Vielleicht zuerst mit dem Inhalt: Karen Kingsbury hat aus unzähligen ihrer Bücher eine Art Sachbuch zusammengestellt: 52 Geschichten, sozusagen für jede Woche eine, mit Bibelstelle und Bibelspruch unterlegt, sollen den Leser mit Wundern übers Jahr begleiten. Keine der Geschichten ist länger als 4 Seiten. So weit, so gut.
Was ist ein Wunder? Und warum brachte mich dieses Buch zur rasenden Wut?
Ein Wunder ist ein Ereignis, dessen Zustandekommen nicht erklärbar ist, das aber Verwudnerung und Erstaunen auslöst!
Davon habe ich im Buch so gut wie nichts gefunden! Wütend machte mich das Buch aber gleich mehrmals: Ein Buch, das den Anspruch aufweist "wahre Geschichten" zu erzählen, sollte sich nicht in falschen Begriffen  und unrichtigen Darstellungen verrennen. Leider nimmt
es die Autorin da gar nicht genau, ich hatte den Eindruck, es war ihr beim Erstellen des Buches auch nicht wichtig. Der Leser hat zu schlucken, was sie formuliert, egal ob unsinnig, unlogisch und einfach falsch. Ich mag es nicht, wenn Autoren mir jegliche Intelligenz verweigern. Das macht "wahre Geschichten" komplett unglaubwürdig.
Ein weiteres, schnell zu erkennendes Prinzip des Buches: Es wird oberflächlich, klischeehaft von Situationen erzählt, die einfach auf die Tränendrüse drücken sollen, eine echte Botschaft habe ich nur in ganz wenigen Geschichten gefunden, eigentlich wiederholen sich die Inhalte so oft und immer gleich, dass man das Buch locker auf ein Viertel zusammenkürzen hätte können!
Es geht um Adoptionsgeschichten, unreife Jugendliche, die ungehorsam ihren Dickkopf durchsetzen wollen, um Erbkrankheiten, bei denen durch Wunder ein etwas verlängertes Leben erhalten wird, um reiche Menschen, die durch ein Wunder vom Vermögensverlust bewahrt werden und last, but not least, um das Wunder der wiedergefundenen Freunde - nachdem man diese kontaktiert hat- und um Bewahrung vor Verletzung, Überfall und Tod.
Kurzum: Um die Unwesentlichsten Dinge im Leben!
Manchmal hatte ich den Eindruck, es soll eine Werbung für die Adoption sein, eine Contra-Abtreibungs-Kampagne, auch für schwer behinderte Föten, wobei ich hier nur mal nebenbei erwähnen möchte, dass -laut Statistik derzeit 6,6 Millionen Kinder jährlich sterben, viele davon, weil sie keine geeignete Hilfe erhalten! Also welch fantastisches Wunder, dass Eltern in spe händeringend auf ein krankes Kind zur Adoption warten, während vermeintlich gesunde Kinder derweil verrecken!
Und wie wunderbar (!), dass reichen Leuten die Millionenvilla vor dem Feuertod bewahrt wird (natürlich nur durch die Gebete der reichen Freunde im Gebetskreis, nicht etwa durch die unermüdliche Arbeit der Feuerwehrleute, die oft genug ihr Leben einsetzen, damit in den Bergen von Los Angeles die Villen nicht verbrennen!), ich möchte nur kurz erwähnen, dass es auch in Los Angeles viele Obdachlose gibt, die wirklich NICHTS besitzen! Ja, tatsächlich, es ist doch ein Wunder, dass den Reichen geholfen wird, während den Ärmsten nicht mal genug Nahrung zur Verfügung steht!
Und offensichtlich hat sich die Autorin noch nie damit auseinander gesetzt, dass kranke Menschen auch leiden, Schmerzen haben, Erstickungsanfälle (im Fall zystischer Fibrose der Lunge), eine sehr fragwürdige Lebensqualität haben, wo es doch in der Bibel heißt, dass man nach dem Tod gesundet, dass also das Lebensverlängern dieser Betroffenen eigentlich eine Leidensverlängerung darstellt? Also wo bitte ist das Wunder?
Ich könnte Ihnen jetzt zu fast jeder Geschichte eine ähnliche Widerlegung bringen, unterm Strich bleibt die Wut, dass die Autorin mir hier faule Eier präsentiert, wobei grade bei der Geschichte der Millionenvilla im Falle eines Brandes sicher das Ende folgendermaßen ausgelegt werden würde: Die reichen Bewohner hätten erkannt, dass es wichtigeres gibt im Leben als Besitz!  Also siehe: Man kann Glauben dehen und zurechtbiegen, wie man ihn grade braucht!
So aber bleibt für mich der Eindruck, es geht hier um einige wenige Individuen, die eh vom Schicksal berücksichtigt wurden, denen man eigene Wunschvorstellungen als Wunder verkauft.
Für mich ist es kein Wunder, wenn ein einzelnes Kind eine Leukämie übersteht, wenn hundert andere daran sterben nur weil ihnen die Medizin und die Behandlung nicht zur Verfügung steht!
Und Sätze wie "..wenn Geschwister sich so sehr ähnlich sahen, musste doch mit ziemlicher Sicherheit auch ihr Knochenmark übereinstimmen. ..", bringen mich so auf die Palme, dass ich mich ernsthaft frage, ob man wirklich verblöden muß, um an Gott glauben zu können!
Allerdings ist mir beim Zuklappen des Buches aufgefallen, dass da tatsächlich steht: Öffne Dein Herz ...", also nicht "Nutze Dein Hirn...", vielleicht ist dies das wirkliche Problem, warum die Autorin den Lesern hier -mit wenigen Ausnahmen- ihre eigene Unwissenheit als "Wunder" verkauft, mich stößt so ein Verhalten komplett ab, grade vor dem Hintergrund, dass es wirklich genügend Wunder gibt, mit denen man ein wundervolles Buch hätte gestalten können.
Schade, wirklich schade!
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 232 Seiten
  • Verlag: Gerth Medien (3. September 2013)

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